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Vereinbarkeit

«Das kostet ja nur!»

Anlass Vereinbarkeit am 6. Juni: Impressionen

Am 6. Juni fand in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) die Veranstaltung «Vereinbarkeit Ärzteberuf und Privatleben» statt, an der das Thema vertieft wurde. Der Anlass, welcher sich an HR-Verantwortliche sowie an Weiterbildungsstättenleiter:innen richtete, war ein voller Erfolg. Alle Teilnehmenden konnten eine vsao-Tasche, aber vor allem viele neue Erkenntnisse, Wissen, Praxiserfahrung und Kontakte mitnehmen.

Voraussetzungen schaffen: Wegleitung zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben 

Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) hat in Zusammenarbeit mit Spitälern und Gesundheitsorganisationen eine Wegleitung für die Förderung von Vereinbarkeit erarbeitet. Im Mittelpunkt stehen zunächst die kulturellen Voraussetzungen der Arbeit im Spital. Sie werden dann mit anderen Dimensionen der Organisationen verknüpft. Ziel ist es, das ärztliche Arbeitsumfeld mit einer vereinbarkeitsorientierten Kultur attraktiv zu gestalten. Dies bedingt die Verbesserung wichtiger Bedingungen für die Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Ärztinnen und Ärzte.

Die Wegleitung dient als Referenzwerk für Spitäler, auf dessen Basis sie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben stärken können. Der vsao war bei deren Erarbeitung in beratender Funktion involviert. 

Vorurteil und Realität

Wenn es in Spitälern um familienfreundliche Massnahmen geht, taucht schnell die Kostenfrage auf. Zurecht, sofern man die Dinge im richtigen Licht sieht. Denn wer als Arbeitgeberin zu wenig für die Vereinbarkeit von Arztberuf und Privatleben tut, hat bei den Bewerbern auf dem Stellenmarkt zusehends das Nachsehen – und das geht ins Geld. Dabei gibt es genug Beispiele, die zeigen, wie man ein familienfreundliches Arbeitsumfeld schafft. Was sich sogar betriebswirtschaftlich auszahlt.

Gute Beispiele

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Aarau: Kantonsspital, Frauenklinik

Teilzeit bedeutet in der Frauenklinik Aarau die Umsetzung einer Vielzahl von Arbeitsmodellen auf allen Mitarbeiterstufen und in allen Berufsfeldern. Diese Modellvielfalt betrifft Teilzeitarbeit mit verschiedenen Arbeitspensen, aber auch das Jobsharing. Es wird darauf geachtet, die Arbeitsmodelle im Team sinnvoll zusammenzustellen. Als besondere Dienstleistung sucht die Frauenklinik zudem die Jobsharing-Partner.

Das Spital unterstützt die Arbeitsorganisation, indem es mit seiner Kindertagesstätte eine langfristig geplante Betreuung der Kinder ermöglicht. Die Arbeits- und Kinderbetreuungszeiten sind in diesem Organisationsrahmen aufeinander abgestimmt.

Basel: St. Claraspital

In der Chirurgie am St. Claraspital in Basel teilen sich zwei Oberärztinnen im Wochenrhythmus eine Vollzeitstelle. Eine der beiden ist immer anwesend. Nebst dieser Präsenz garantiert der lückenlose Informationsfluss zwischen den Ärztinnen den Erfolg des Modells.

Genf: Universitätsspital, Poliklinik

Der Vorgesetzte unterstützt Teilzeitarbeit explizit. Die Angestellten können zwischen einem 50- bis 100-Prozent-Pensum wählen. Auch bei reduziertem Pensum ist die Weiterbildung garantiert. Diese wird bereits im Dienstplan mit fixen Stunden eingetragen. Eine Arbeitsgruppe sorgt dafür, dass der Teamgeist spürbar ist, und fördert das Zugehörigkeitsgefühl, ein Plus auch für Teilzeitangestellte.

Um Burn-outs vorzubeugen, besteht die Möglichkeit, individuell oder in Gruppen an Supervisionen mit einem Psychiater teilzunehmen. Damit sich die Angestellten an internen Projekten im Bereich der Forschung, Lehre, Qualität etc. beteiligen können, werden ihnen zusätzliche Stunden zur Verfügung gestellt.

Lausanne: Universitätsspital (CHUV)

Um Teilzeitmodelle zu fördern, hat der Kanton mit der vsao-Sektion Waadt ein Anreizmodell entwickelt. In den Budgets des CHUV und der anderen Krankenhäuser im Kanton existiert ein Fonds mit einer Einlage von 150 Franken pro neue Stelle. Dieser Betrag wird bei der Schaffung von Teilzeitstellen anteilmässig an die Institutionen zurückerstattet.

Die Personalabteilung kann aus dem Fonds finanzielle Unterstützung für Pensenaufstockungen anbieten, wenn sich eine Abteilung für eine Flexibilisierung entscheidet. Wird zum Beispiel eine Vollzeitstelle in zwei Teilzeitstellen umgewandelt, erhält die Abteilung 20 zusätzliche Stellenprozente. Aus einer 100-Prozent-Stelle können so zwei 60-Prozent-Stellen entstehen. Auch denkbar: Drei Ärztinnen/Ärzte teilen sich zwei 100-Prozent-Stellen künftig zu zweimal 70 und einmal 80 Prozent und bieten damit ihrer Abteilung ebenfalls zusätzliche 20 Prozent.

Thun: alterspsychiatrischer Dienst

Im gut funktionierenden interdisziplinären Team arbeiten fast alle Mitarbeitenden Teilzeit. Es gibt momentan nur eine Vollzeitstelle. Zurzeit teilen sich drei Assistenz- und vier Oberärztinnen und -ärzte 460 von insgesamt 750 Stellenprozenten. Eine strukturierte frühzeitige Organisation, eine klare Aufgabenverteilung sowie Vertretungsregelungen führen zu einer guten Zusammenarbeit und einer positiven Stimmung im Team. Die Mitarbeitenden beurteilen die Work-Life-Balance besser als bei früherer 100-Prozent-Tätigkeit. Der Arztberuf wird als gewinnender Ausgleich und wertvolle Ergänzung zu Familie bzw. Privatleben wahrgenommen.

Winterthur: Integrierte Psychiatrie

Mit flexiblen Arbeitspensen und -zeiten sowie Mehrzeitkompensation ermöglicht die Integrierte Psychiatrie Winterthur (ipw) ihren Mitarbeitenden, Beruf und Privatleben miteinander zu vereinbaren. Über die Hälfte aller Mitarbeitenden (59 Prozent) arbeitet Teilzeit, viele davon in leitender Position (49 Prozent) oder gar in der Geschäftsleitung. Unbezahlte Urlaube von ein bis zwei Monaten werden häufig beantragt und genehmigt.

Die Dienstplanung folgt einheitlichen, transparenten Richtlinien. Eltern von Schulkindern haben in der Regel Vorrang bei der Ferienplanung. Auf Wunsch und im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten sind mehr Früh- oder Nachtdienst und weniger Pikettdienste möglich. Ein Nachtarztsystem sorgt vor allem bei den Ärzten für geregelte Arbeitszeiten. Der Pflegepool deckt kurzfristige Ausfälle ab und es kann Telearbeit geleistet werden.

Auch bei einem befristeten Arbeitsverhältnis gewährt die ipw den vollen Mutterschaftsurlaub für Assistenzärztinnen (16 Wochen mit 100 Prozent Lohn). Für Väter gibt es Urlaub (unbezahlt bis zu einem Monat). Die ipw betreibt eine eigene Kinderkrippe mit langen Öffnungszeiten, ohne Betriebsferien und mit subventionierten Betreuungsplätzen.

Zürich: psychiatrische Universitätsklinik (PUK)

Teilzeit oder Vollzeit? Der Beschäftigungsgrad in der PUK wird individuell vereinbart. Ein Grossteil der Angestellten arbeitet in einem Teilzeitpensum. Das passende Arbeitspensum hilft, Job und Privatleben optimal aufeinander abzustimmen. Mehrzeit kann kompensiert und durch den Bezug von unbezahltem Urlaub die Work-Life-Balance selber gesteuert werden. Die Dienstplanung berücksichtigt zudem so weit wie möglich die persönlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden.

Zürich: Stadtspital Triemli, Frauenklinik

Zwei Chefärztinnen mit je 80 Stellenprozenten leiten die Klinik in beidseitiger Verantwortung. Dadurch sind beide in der Lage, sich Freiräume für Familie und andere Lebensbereiche zu schaffen. Umgekehrt können sie Einzelaufgaben untereinander aufteilen, während sie einen definierten Teil der Verantwortung gemeinsam tragen. Zudem lassen sich Zusammenarbeit und Abläufe durch die regelmässige Reflexion im Führungsteam weiterentwickeln und optimieren. 

Die Frauenklinik fördert das Ziel, Frauen und Männer in Kaderpositionen Teilzeitanstellungen zu bieten, um den Arztberuf und eine medizinische Karriere mit Familienleben und Kindern in Einklang zu bringen. Deshalb arbeitet nur ein Viertel der Kaderärztinnen und -ärzte mit einem vollen Pensum.

Aarau: Kantonsspital, Kita «Zwärglihuus»

Das Kantonsspital Aarau hat eine spitaleigene Kindertagesstätte, welche auf die speziellen Arbeitszeiten der Ärztinnen und Ärzte Rücksicht nimmt. Je nach Dienstplan bietet sie z. B. auch eine wochenweise Betreuung der Kinder an.

Baden: Kantonsspital, Kita BaSpi

Das Kantonsspital Baden (KSB) hat eine eigene und von ihm subventionierte Kindertagesstätte, die BaSpi. Diese bietet eine sehr flexible Betreuung an, je nach Dienstplan der Mutter/des Vaters. Konkret: Arbeitet eine Ärztin zum Beispiel in einer Woche wegen Kompensation nur einen Tag, geht das Kind auch nur einen Tag in die Kita. In den kommenden Wochen können es dann wieder mehrere Tage sein, stets abgestimmt auf die Arbeitszeiten der Mutter. Die Eingewöhnung ist kostenlos. Ziele sind eine ganzheitliche Förderung der Kinder sowie eine respektvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern.

Chur: Kantonsspital

Das Kantonsspital Graubünden fördert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben. Der Wiedereinstieg von Mitarbeiterinnen nach Schwanger- und Mutterschaft geniesst einen hohen Stellenwert. Er wird frühzeitig und konkret geplant, ebenso die Karrieremöglichkeiten. Ausserdem werden die Eltern mit einem überobligatorischen Elternurlaub unterstützt. Das Spital stellt auch ausserfamiliäre Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung und erweitert, wenn nötig, Kinderkrippenplätze. Erwähnenswert ist schliesslich die bevorzugte Parkplatzregelung für Mitarbeitende mit Kleinkindern, um die familienexterne Betreuung zu erleichtern.

Oetwil am See: Clienia Schlössli AG

Flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit, Jobsharing sowie unbezahlter Urlaub können nach individueller Absprache mit der vorgesetzten Stelle beantragt werden. Aktuell arbeiten rund 50 Prozent der Mitarbeitenden Teilzeit, einige davon in leitenden Positionen. Bei der Dienstplanung wird im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten auf die private/familiäre Situation Rücksicht genommen. Darüber hinaus ermöglicht das Nachtarztsystem den Dienstärztinnen und -ärzten geregelte Arbeitszeiten. Im Bereich Pflege (inkl. Ergotherapie) deckt der Aushilfspool kurzfristige Ausfälle auf den Stationen ab.

Der Wiedereinstieg von Mitarbeiterinnen nach Schwanger- und Mutterschaft geniesst einen hohen Stellenwert. Väter haben Anrecht auf eine Woche Vaterschaftsurlaub.

Die Clienia Schlössli AG bietet drei subventionierte Krippenplätze in der Kinderkrippe «KITA Perlä» in Oetwil am See. Dafür wird ein finanzieller Beitrag gewährt (in Abhängigkeit vom Bruttolohn).

Zürich: psychiatrische Universitätsklinik (PUK)

Kindern von Mitarbeitenden steht am Standort Lenggstrasse die modernde Kinderkrippe Spatzennest zur Verfügung, die subventionierte Betreuungsplätze für vier Säuglinge und 14 Kleinkinder anbietet. Das Spatzennest nimmt Kinder im Alter von vier Monaten bis zum Eintritt in den Kindergarten auf. Die attraktiven Öffnungszeiten kommen den Bedürfnissen der Angestellten entgegen und es gibt keine Betriebsferien.

Bern: Insel Gruppe

Bei der Insel Gruppe gilt eine ausgesprochen fortschrittliche Regelung: Sofern der Arbeitsvertrag während der Schwangerschaft bzw. des Bezugs der Mutterschaftsentschädigung abläuft, wird er bis zu dem Tag verlängert, an dem der Anspruch auf Mutterschaftsentschädigung endet. Dank dieser Bestimmung verliert keine Ärztin die volle Mutterschaftsentschädigung von 100 Prozent während 16 Wochen.

Lausanne: Universitätsspital (CHUV)

Das CHUV hat eine Stelle geschaffen, um seine Aktivitäten rund um die Herausforderungen von Ärztemangel und steigendem Frauenanteil zu bündeln. Diese Stelle identifiziert die Handlungsfelder und entwickelt Massnahmen, vornehmlich in den Bereichen Arbeitsorganisation, Ausbildung und Nachwuchsförderung. Zu nennen sind:

  • Statistiken und Studien zur Analyse der Entwicklung der Beschäftigtensituation vor dem Hintergrund des demografischen Wandels;
  • Neugestaltung der ärztlichen Weiterbildung unter Berücksichtigung familienfreundlicher Kriterien;
  • Beratung und Coaching für Ärztinnen und Ärzte sowie Führungskräfte (z. B. Karriereberatung, Umgang mit schwierigen Situationen, Arbeitsorganisation vor dem Hintergrund eines Familienwunsches);
  • Mentoringprogramm für alle Ärztinnen und Ärzte.

Solothurn: soH

Angestellte der Solothurner Spitäler AG erhalten einen monatlichen Kinderbetreuungsbeitrag. Der Anspruch besteht sowohl bei der Betreuung in einer soH-Krippe als auch bei einer externen Krippe sowie anderen Betreuungsformen.